Ubu Rex

Ubu Rex (2002) Plakat
Ubu Rex (2002) Plakat

Vater Ubu [Übü], ein marionettenhaftes, fettes Monster, wird von seiner Ehefrau, der „Giftkröte“ Mutter Ubu, mit der er ständig im Streit liegt, zum Mord an König Wenzeslas aufgehetzt. Sie lockt den gefräßigen, machthungrigen und geldgierigen Vater Ubu mit der Verheißung: „Du könntest dich unendlich bereichern, ununterbrochen Leberwurst essen und in voller Pracht durch die Strassen fahren.“

Ubu kann der Versuchung nicht widerstehen und gewinnt Hauptmann Tatzensaum als Verbündeten. Der ängstliche und feige Vater Ubu tritt dem König während der Parade auf den Fuß, was für Tatzensaum und seine Leute das Zeichen ist, auf den König loszuschlagen. Ubu ergattert im allgemeinen Tumult die Krone, während Tatzensaum den König „wie eine Wurst“ zerschneidet. Der junge Sohn des Königs, Bubelas, und seine Mutter, die Königin Rosmunde, fliehen in die Berge. Die Königin stirbt vor Gram, Bubelas sinnt auf Rache.

Ubu, nun König des imaginären Landes, denkt in kleinbürgerlicher Habsucht nur daran, wie er sich bereichern kann, während Mutter Ubu Bubelas fürchtet, „denn er hat das gute Recht auf seiner Seite“.

Entsprechend der monströsen Amoral und Primitivität seines geschrumpften Gehirns gibt Ubu zur Antwort: „Ist das schlechte Recht nicht ebensoviel wert wie das gute? Du beleidigst mich, Mutter Ubu. Ich werde Hackfleisch aus dir machen!“ – Als erste Amtshandlung vernichtet Ubu alle Adligen, um sich ihren Reichtum anzueignen. Die sich weigernden Gerichtsherren stopft er durch die Falltür in das Loch, in welchem sie dem Zwackschwein und der Enthirnungsmaschine zum Opfer fallen. Ebenso geht es den Finanzverwaltern.

Ubu, der nun selbst die Steuern eintreibt, hat sich dafür ein feines System zurechtgelegt: Die Steuern müssen doppelt, zum Teil auch dreifach bezahlt werden. Er erklärt den Bürgern: „Mit diesem System habe ich schnell ein Vermögen beisammen, dann bringe ich alle Welt um und ziehe von dannen…“ – Schließlich aber kommt Bubelas mit seinem Gefolge, und nach einem wilden Gemetzel gelingt Vater und Mutter Ubu die Flucht über das Meer. Sie kehren in die Heimat zurück und Vater Ubu beschließt, sich zum Meister der Phynanz zu ernennen.

Das Stück überträgt Form und Ästhetik des Puppenspiels auf die Bühne. Als „Kasperltheater“, das „die makabre Komik eines englischen Clowns oder die eines Totentanzes“ besitzt, parodiert es das klassische Theater und vor allem sämtliche Königsmörder-Dramen, z.B. Shakespeares Macbeth und Richard III..

Das moderne Theater des 20. Jh.s greift die von Jarry angewandten szenischen Mittel auf: die Dominanz der optischen Elemente gegenüber Wort und Dialog, die Überzeichnung durch Maskierung und reduzierte Dekoration, die Verflachung und groteske Verzerrung der Figuren durch den Verzicht auf ihre menschlich-moralische Dimension, Sprachexperimente. Jarrys Forderung, „den Körper zur Rolle machen“ und „Unpersönlichkeit“ zu sein, bildet einen der Ausgangspunkte von A. Artauds Theatertheorie. Aber auch die bewußt gewissenlose Banalität des Bösen, die Ubu verkörpert, weist auf das 20. Jh. voraus. Jarry selbst sah Ubu als „abscheuliches Geschöpf, das uns allen in den niedrigsten Tiefen gleicht“.

A. Artaud stimmt ihm fast ein halbes Jahrhundert später zu: „Obwohl er uns zum Lachen brachte, erinnerte er uns brutal an das, was wir gerne vergessen hätten“.

(aus Knaur’s Großer Schauspielführer)

Besetzung

Vatter Ubu: Oliver Huhn
Mutter Ubu: Saskia Löbner
Hauptmann Tatzensaum: Thomas Bähr
König Wenzeslas: Peter Stütz
Rosmunde: Saskia Löbner
Bubelas (ihr Sohn): Peter Stütz
Kaiser Alexis: Peter Stütz
Zinne, (Pfahlgeister): Katrin Erlingsen
Keil, (Pfahlgeister): Nicole Friedrich
Sparren (Pfahlgeister): Angelina Grunst
Katharina Leczinski: Katja Ahrens
Michel Federovitsch: Katja Ahrens
Adliger: Katja Ahrens
Gerichtsherr: Katja Ahrens
Finanzherr: Katja Ahrens
Die kaiserliche Armee: Katja Ahrens
Die Krankenschwester: Susanne Harms
Die Armee der Ubuisten: Pfahlgeister
Der Bär: Peter Stütz
Der Kapitän: Thomas Bähr
Regie: Rolf Weber, Andreas Wick
Souffleuse: Armgard Hoffmann
Maske: Regina Rahlf
Bühnenbau: Thomas Bähr, u.a.
Szenenbilder: Andreas Wick
Musik: Martin Kirchner
Projektion/Licht/Ton: Stefanie Pokroppa

Internetpräsenz des Bremer Amateur Theater Ensemble e.V.